DER TOTE WINKEL

Gefahr für Radfahrer

Immer wieder kommt es zu Unfällen, bei denen nach rechts abbiegende LKW oder Busse mit Radfahrern zusammenstoßen – oft mit tödlichen Folgen für die „schwachen“ Verkehrsteilnehmer. Meist bleibt den Radfahrern kaum Zeit zu reagieren: Wenn überhaupt bemerken sie erst kurz vor dem Zusammenprall, in welcher Gefahr sie sich befinden. Dann ist es meist schon zu spät, um eine Kollision zu verhindern.

Nach einem Unfall wird in der Regel festgestellt, dass sich die verunglückten Radfahrer korrekt verhalten haben. Aber auch die LKW- und Busfahrer hatten bis zum Zusammenstoß meist nichts bemerkt. Ursache dafür ist häufig der Tote Winkel, in dem sich die „schwachen“ Verkehrsteilnehmer befanden, als der LKW oder Bus nach rechts abbog. Schulungen, Aufklärungsmaßnahmen und Abbiegeassistenten sollen dabei helfen, diese Unfälle zu vermeiden.


Was wird als Toter Winkel bezeichnet?

Als Toten Winkel bezeichnet man die Bereiche außerhalb eines Fahrzeugs, die der Fahrer trotz seiner Spiegel nicht sehen kann. Ob Auto, LKW oder Bus: Alle Fahrzeuge haben diese Bereiche, links und rechts vom Fahrzeug sowie hinter und vor dem Fahrzeug.

Achtung: Auch die Säulen der Fahrzeuge lassen einige Bereiche für einen Moment „verschwinden“.

Wer sich als Radfahrer und auch Fußgänger in einem der Toten Winkel befindet, ist für die Fahrer von Lkw oder Bussen oft nicht zu sehen.


Wie kommt es zu diesen Unfällen?

Dass es zu Abbiegeunfällen kommt, liegt häufig an der Situation selbst, die die volle Aufmerksamkeit der Bus- oder LKW-Fahrer beansprucht. Wer mit einem großen Fahrzeug nach rechts abbiegen will, kann nicht alle Räume gleichzeitig beobachten, die während des Abbiegevorgangs beachtet werden müssten. Außerdem versperren bei den LKW die Wände der Ladefläche, Sattelauflieger oder Kastenaufbauten dem Fahrzeugführer die Sicht auf den rückwärtigen Raum. Spiegel sollen helfen, doch kann der Fahrer diese nicht permanent im Auge behalten – er muss auch darauf achten, was in der Straße passiert, in die er einbiegen möchte. Schließlich verlässt ein großes Fahrzeug beim Abbiegen oft den eigentlich vorgesehenen Raum und benötigt zusätzlichen Platz der anderen Straßenseite, auf der eventuell Fahrzeuge entgegenkommen. Verschärft wird diese Situation durch den Toten Winkel, in dem Radfahrer und Fußgänger verschwinden, die gerade noch zu sehen waren.


Abbiegeassistenten

Elektronische Abbiegeassistenten können helfen, Unfälle zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden zu verhindern. Das Bundesverkehrsministerium hat daher schon vor einigen Jahren die „Aktion Abbiegeassistent“ ins Leben gerufen, die sich zum Ziel gesetzt hat, auf nationaler Ebene die Ausrüstung von Lkw und Bussen voran zu treiben.
Seit dem 6. Juli 2022 werden Abbiegeassistenten europaweit für neue Fahrzeugtypen und ab dem 7. Juli 2024 für neue Fahrzeuge verpflichtend.

Eine flächendeckende Ausstattung für alle Nutzfahrzeuge ist noch nicht erreicht. Darüber hinaus bieten selbst elektronische Abbiegeassistenzsysteme derzeit keine absolute Sicherheit, Radfahrende im Toten Winkel zu erkennen und eine Kollision zu verhindern.
Die Landesverkehrswacht appelliert daher an Radfahrerinnen und Radfahrer auch weiterhin vor Kreuzungen gegenüber Großfahrzeugen auf ihr Vorfahrtsrecht zu verzichten, um die Gefahr eines Unfalls zu vermeiden.